Das Versteck der Weisheit
Vor Urzeiten schufen die Götter das Menschengeschlecht. Doch bald musste sie feststellen, dass die Menschen noch nicht reif für die Weisheit des Universums seien – sie würden nur Unfug damit treiben. Also beschlossen die Götter, die Weisheit zu verbergen, so, dass die Menschen sie nicht fänden, bis sie einst reif genug sein würden.
Doch wo gab es einen sicheren Platz für diesen kostbaren Schatz?
Brahma schlug vor, die Weisheit auf dem höchsten Berg zu verstecken. Doch würde der Mensch nicht schon bald alle Berge erklommen haben und so auch die Weisheit in Besitz nehmen und sie missbrauchen?
Vishnu riet, die Weisheit an der tiefsten Stelle im Meer zu versenken. Aber war nicht auch da die Gefahr, dass die Menschen in ihrer Rastlosigkeit die Weisheit zu früh fänden?
Schließlich sprach Shiva: „Lasst uns die Weisheit des Universums im Herzen der Menschen verstecken – dort wird sie niemand vermuten, und die Weisheit wird erst dann gefunden, wenn die Menschen reif sind und den Weg in ihr Inneres gehen.
Und so geschah es.
Naja, die Menschen haben auch ohne die Weisheit des Universums ganz schön viel „Unfug“ angestellt. Vielleicht haben die Götter hier gezeigt, sie waren auch nicht die Hellsten. Wer weiß, vielleicht hätte die Weisheit den Menschen sogar davor bewahrt, soviel Unfug anzustellen.
Ist es nicht sogar allerhöchste Zeit, dass sich die Weisheit über unsere Erde verbreitet, am besten ganz schnell? Letztendlich bietet Weisheit den einzigen Ausweg, aus den ganzen Problemen, die Menschen untereinander und in der Natur verursachen.
Nur, was ist das überhaupt genau, die Weisheit? Sie findet sich nicht in Büchern, nicht in Geschichten. Dort kann man sie nur erahnen. Kein Wort hat die Kraft, etwas zu beschreiben, was größer ist, als jedes Wort.
Kennst Du die Metapher von den beiden Wölfen? Wenn ja, dann haben wir hier eine Möglichkeit, Weisheit zu beschreiben: Sie ist das Futter des weißen Wolfes! Die Zutaten sind Mitgefühl, Freude, Liebe, Heiterkeit, Gelassenheit und Glückseligkeit und all das findest Du nur in Deinem Herzen, dafür haben die Götter gesorgt!
Weisheit zu erlangen geht über 2 Wege. Der eine ist beschwerlich und lang. Er führt durch Leid, Krisen und viel Lebenserfahrung und setzt voraus, dass man us alledem die richtigen Schlussfolgerungen zieht.
Der andere ist der Weg durch die Meditation. Allerdings ist hierbei mit „Meditation“ keine nette Freizeitbeschäftigung gemeint, sondern eine Disziplin. In tiefe Meditation zu versinken, alles loszulassen, was einem sonst so den letzten Nerv raubt, setzt nämlich genau das voraus: Disziplin. Und das bedeutet regelmäßiges praktizieren über eine Zeitspanne von mind. 15 Minuten.
Es gibt unterschiedliche Varianten der Meditation. In der einen liegt die Konzentration auf dem Atem, in einer geht es darum, Achtsamkeit zu entwickeln, im BW-Dreieck richten wir uns auf die beiden Hände aus und in der Metta-Meditation entwickelst Du dein Mitgefühl. All diese Möglichkeiten haben einen Sinn und sind wertvoll, keine ist besser als die andere.
Die Meditation, die ich Dir heute vorstellen möchte ich anders. Es ist die Meditation der Technik der NICHT-Technik. Sie gehört zu den fortgeschrittenen „Methoden“ und man findet sie in unterschiedlichen Strömungen (Zen, Daoismus, tibetischen Buddhismus), aber auch bei Meister Eckhart, der schreibt:
„Richte Dein Augenmerk auf Dich selbst,
und wo immer Du Dich findest,
da lasse ab von Dir.
Das ist das Allerbeste.“
Man kann es auch einfach sagen: Sei achtsam und hafte nicht an Deinem Selbst.
Die Meditation „offenen Gewahrseins“ braucht kaum eine Anleitung.
Und die kommt hier 😉 :
Setz Dich einfach nur – ohne etwas zu tun, zu wollen oder zu erwarten.
Spür die Stille im Körper, die Ruhe des Atems, ohne Deine Aufmerksamkeit dorthin zu richten. Lass alle Inhalte Deines Bewusstseins los, ohne Anstrengung.
Was immer geschieht, lass es geschehen und jedes Mal, wenn Du eine Absicht bemerkst, Deine Achtsamkeit oder Wahrnehmung zu kontrollieren, lass diese Absicht los.
Es ist so einfach, und das ist die Herausforderung!
Wenn eine spontane Wahrnehmung auftritt, z.B. ein Gedanke, das Kribbeln in Finger oder Zeh, ein jucken auf dem Kopf, dann lass jegliche Absicht los, Dich damit zu befassen. Lass die Erfahrung einfach kommen und gehen.
Tue gar nichts. Sitz einfach nur, in bewusster Aufmerksamkeit – 15 Min lang. Das ist alles!
Finde die Weisheit in Deinem Herzen, die Du NICHT suchst und lass die weißen Wölfe frei – schwarze gibt es schon mehr als genug!