Die drei Siebe
Der große, alte Weise saß vor seinem Haus, genoss eine Schale Reiswein und die Abendsonne als ein Freund aufgeregt zum ihm kam und sprach: „Höre; ich muss Dir unbedingt etwas über den Kaufmann erzählen…..“
„Halt!“, sprach der Weise. „Hast Du das, was Du mir erzählen willst, schon gesiebt?“
„Gesiebt?“, fragte der Freund erstaunt.
„Nun, ist die Geschichte denn wahr? Das ist das 1. Sieb.“
„Ach, ich weiß nicht so genau. Ich habe sie auf dem Markt gehört…“
„Hm, aber berichtet die Geschichte von etwas Gutem? Dies ist nämlich das 2. Sieb.“
„Oh nein, von etwas Gutem? Nein, das kann man wahrlich nicht sagen. Eher im Gegenteil.“
„Aha, aber sie hat doch einen Nutzen? Der Nutzen ist das dritte Sieb.“
„Nützlich? Ach woher. Ich wüsste nicht…“
„Deine Geschichte ist also weder wahr, noch gut noch nützlich. Warum willst Du mich dann damit belasten?
Oder Dich selbst?
Ich rate Dir: Vergiss sie! Trink stattdessen ein wenig Wein mit mir und genieß die Abendsonne!“
(aus: Mit dem Herzen siehst Du mehr, A. Long, R. Schweppe, Lotos Verlag)