Spuren im Sand
Jeder von uns möchte, dass etwas von ihm bleibt, wenn er eines Tages nicht mehr „da“ ist.
„Nur wer Profil hat, hinterlässt Spuren“, sagt der Volksmund.
Worauf es wirklich ankommt, zeigt diese Weisheitsgeschichte aus Zimbabwe.
Dazu findest Du, weiter unten, eine der wertvollsten Übungen der Achtsamkeit!
Viel Freude damit!
Spuren im Sand
(aus Zimbabwe)
Vater Chamakomu sah, dass deine Söhne zu starken Männern geworden waren und schickte sie hinaus in die Welt, dass sie Zeichen setzen mögen, um ihre Spuren im Sand der Zeit zu bewahren.
Der erste Sohn, Chuma, war der Ernsthafte. Er begann sofort damit Erdhügel zu bauen und ritzte seine Zeichen in Bäume und Felsen.
Der zweite Sohn, Gamba, war der Abenteuerlustige. Er wurde ein großer Jäger und zeigte seine Trophäen voller Stolz in den Dörfern, durch die er kam.
Der Dritte, Farai, war der Unbeschwerte. Er wanderte durch die Dörfer, sprach mit den Menschen, hörte ihnen zu, schlichtete ihren Streit, erzählte Geschichten und brachte sie zum Lachen.
Nach drei Jahren kehrten die Söhne zurück zum Vater und erzählten von ihren Erlebnissen.
Chamakomu sprach: „Ihr habt Eure Zeichen gesetzt – ob sie aber wirklich Eure Spuren im Sand der Zeit bewahren?“
Chuma sprach mit großem Ernst: „Ich habe die Welt mit meinen Händen verändert. Meine Zeichen werden lange währen.“
Gamba antwortet hitzig: „Mein Ruhm und mein Mut wird länger währen!“
Farai schwieg, lächelte und zuckte mit den Schultern.
Der Vater nickte und sprach:“ Ich werde mich selbst überzeugen.“ Und er brach auf zu einer langen Reise durch das Land.
Als er nach einem Jahr zurückkehrte, rief er seine Söhne zu sich.
„Chuma, Deine Zeichen findet man an vielen Stellen. Doch der Wind verwehte viele davon, Felsen oder Bäume, in die Du ritztest, sind bereits gestürzt oder verbrannt. Doch noch sind einige der Zeichen noch sichtbar und wenn ich den Leuten sagte, mein Sohn habe sie hinterlassen, nickten sie anerkennend. Deine Zeichen werden noch lange sichtbar sein.
Gamba, Deinen Namen hört man in vielen Dörfern. Die Menschen berichteten vom mutigen Jäger, der seine Trophäen zeigte. Viele junge Männer haben Dich zum Vorbild genommen und wollen große Jäger werden. Wenn ich sagte, ich sei Dein Vater, fürchteten sich die Menschen ein wenig. Deine Zeichen werden Dein Leben überdauern.
Dann wandte er sich an Farai: „Dich, mein Sohn kennt man allerorten. In welchem Dorf ich auch war, die Menschen erinnerten sich an Deine Liebe, Dein offenes Herz, Deine Klugheit und an die Freude, die Du ihnen geschenkt hast. Sobald ich sagte, dass ich Dein Vater sei, wurde ich freundlich begrüßt un zum Essen eingeladen. Deine Spuren werden für immer in der Welt bestehen bleiben!“
(aus: Füttere den weißen Wolf, R. Schweppe, A. Long, Kösel Verlag)
Die Geschichte zeigt, es gibt viele Wege, Spuren im Sand der Zeit zu hinterlassen. Und es gibt auch viele Wege, schwierige Zeiten zu überstehen.
Optimismus, Vertrauen, Dankbarkeit, Heiterkeit und Gelassenheit sind Ressourcen, die uns in Zeiten der Herausforderungen helfen unsere Resilienz zu stärken. All diese Kompetenzen sind in uns angelegt und brauchen nur ein wenig Training, um ihre volle Kraft zu entfalten.
Aber die stärkste Kraft, die alles verbindet, die alles trägt und zusammenhält ist die Liebe. Hiermit ist nicht die romantische Liebe gemeint, sondern die Güte des Herzens.
Die Liebe als basale Kraft findet sich auch in dem Weltbild, das sich aus der Quantenphilosophie ableitet.
Während in dem uns vertrauen Weltbild, in dem wir alle geprägt wurden, Trennung und Dualität tief verwurzelt sind, was zwangsläufig zu Angst, Unsicherheit, Beurteilung, Schuldzuweisung und Schuldgefühl und damit zu ständigen Konflikten führen muss, betont diese Weltsicht die Einheit als das fundamentale Prinzip aller Existenz und Liebe als die vereinigende Kraft des Alles mit Allem verbunden.
Diese Kraft zum Leben zu erwecken, bedarf der Achtsamkeit. Es ist eine natürliche Folge achtsamen Handelns, dass Zuneigung entsteht. Hierfür muss die Aufmerksamkeit allerdings bewusst gelenkt werden. Das mitfühlende, gütige Herz ist nichts, was einfach so aus dem Nichts entsteht, es ist auch keine Selbstverständlichkeit, und man hat es nicht einfach!
Meister Eckhart schrieb dazu:
„Immer ist der wichtigste Mensch derjenige, der dir gerade gegenübersteht; immer ist die wichtigste Tat die Liebe.“
Er bezeichnet die Liebe als „Tat“, das heißt, das gütige Herz ist eine Entscheidung, wir müssen etwas dafür „tun“.
Ich möchte Euch heute eine der zentralen Übungen der Achtsamkeit vorstellen und die, die sie bereits kennen, fühlen sich vielleicht erinnert! Diese Übung ist in 2 Schritte unterteilt. Der erste ist der bekanntere, der zweite jedoch ist der, auf den es häufig ankommt und der dem ersten seinen besonderen Wert gibt!
Die Metta – Meditation der liebenden Güte
Nimm eine entspannte Sitzhaltung ein und beginne mit der Konzentration auf die Atmung. Schließ die Augen und geh nun mit der Aufmerksamkeit zu Deiner Herzregion. Du kannst auch, wenn es Dir hilft, die Hand auf Dein Herz legen.
1. Schritt:
Wer mitfühlend und gütig mit anderen Menschen sein möchte, muss auch Selbstmitgefühl praktizieren. Darum beginnt jeder für sich selbst:
Lass das Gefühl von Wohlwollen entstehen.
Stell Dir nun als Nächstes ein Bild von Dir selbst vor. Stell Dir vor, Du stehst, oder sitzt Dir jetzt gerade gegenüber. Erinnere Dich daran, dass alle Lebewesen frei von Leid sein wollen.
Wünsche Dir nun selbst in Gedanken: „Möge ich, wie alle anderen Lebewesen, glücklich und frei von Leiden sein.“
Betrachte weiter Dein Bild von Dir selbst und lass Wohlwollen und Freundlichkeit zu diesem Bild hinströmen. Sag innerlich:
Möge ich sicher sein!
Möge ich glücklich sein!
Möge ich gesund sein!
Möge ich mit Leichtigkeit leben!
Ergänze nun die klassischen Sätze der Metta-Meditation
Möge ich in Frieden sein!
Möge ich freundlich zu mir selbst sein!
Möge ich mich selbst so annehmen, wie ich bin!
Lass die Sätze wirken, richte die Aufmerksamkeit wieder nach innen, zu Deinem Herzen. Genieße den Augenblick und geh darin auf, liebevoll und mitfühlend, freundlich und wohlwollend.
2. Schritt: